Zu dieser Meditation haben mich mehrere Wege hingeführt. Zum einen war ich in Darmstadt bei einem Vortrag von Dr. Barbara Staemmler über Selbstmitgefühl.
Zum anderen ist mir der Begriff "Selbstempathie" durch die Gewaltfreie Kommunikation bei Marshall Rosenberg begegnet.
Und schließlich habe ich einen Artikel http://www.wired.co.uk/article/tania-singer-compassion-burnout gelesen, in welchem es um die Begriff Empathy und Compassion ging. Eine These des Artikels war, dass blosse Empathie zu burnout führt, während das bei den loving-kindness Übungen im Buddhismus (erwähnt wird Mattieu Richard) nicht passiert.
Anderen ständig Empathie zu geben, kann dazu führen, dass wir ausbrennen und im gefühlten Leid versinken.
Kurzer Exkurs: Zum Unterschied von "nice" und "kind" (bzw. zwischen nett und gütig) siehe http://meditationmag.com/meditation-psychology/nice-vs-kind/
Im gelebten Christentum wird meiner Erfahrung nach eine fragwürdige Form der Nächstenliebe sehr groß geschrieben und die Selbstliebe größtenteils als sündig abgestempelt. Und das, obwohl in der Bibel steht: liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Paradoxerweise führt die ständige Konzentration auf den Anderen und die übertriebenen Opferbereitschaft zu genau dem Kreisen um das eigene Selbst, was ursprünglich vermieden werden sollte. Das Sorgen für andere ohne Verbindung zum Sorgen für mich selbst wird zu einem Gefälle: der bedürftige Andere und mein großartig "selbstloses" Selbst. Ich erhebe mich über meinen Nächsten. Ich benutze ihn, um selbst gut dazustehen als jemanden, der alles im Griff hat, der keine Hilfe nötig hat.
Tatsächlich ist meiner Erfahrung nach die Sorge für mich selbst die notwendige Voraussetzung dafür, dass ich für andere da sein kann. Erst wenn ich selbst satt genug bin, brauche ich den anderen nicht mehr, damit er meinen Hunger nach Aufmerksamkeit, Wertschätzung oder anderem stillt. Erst dann kann ich wirklich präsent sein für die Bedürfnisse meines Nächsten.
Diese Grunderkenntnis taucht in der Gewaltfreien Kommunikation (nach Marshall Rosenberg) auf und eben auch in der Metta-Meditation.
In der "liebenden Güte"-Übung beginne ich damit, mir selbst Gutes zu wünschen in einem umfassenden Sinn für Körper, Geist und Seele. Die Worte kann ich dabei in meiner eigenen persönlichen Sprache wählen. Die hier gewählten Sätze sind nur Beispiele.
Wenn ich das eine Weile getan habe, gehe ich dazu über, diese guten Wünsche an eine mir wichtige Person, die ich sehr schätze, zu senden (möglichst nicht an jemanden, in den ich gerade verliebt bin, das würde die Übung in eine irrige Richtung lenken ;-))
Der weiterführende Schritt besteht darin, die Sätze zu formulierne udn dabei eine neutrale Person in den Blick zu nehmen (ein fremder in der Straßenbahn, die Frau an der Kasse, jemanden, der in der gleichen Straße wohnt ...).
Der letzte Schritt beinhaltet, dass ich die guten Wünsche und meine liebende Güte an eine Person richte, mit der ich gerade im Konflikt bin, die mich verletzt hat oder mit der ich mich in sonst irgendeiner Form in einer eher feindlich gestimmten Beziehung befinde.
Dabei gilt jedoch unbedingt darauf zu achten, dass ich authentisch bleibe und keine Gefühle erzwinge. Es reicht, die Absicht auszusprechen, bzw. den aufrichtigen Wunsch zu formulieren.
Aufgepasst!: das ist keine Zauberformel!
Nur durch tägliches Üben verwandelt sich allmählich unser Blick und unsere Haltung. Mit der Zeit ist statt Trennung und Einsamkeit die Verbundenheit spürbar. Mit der Zeit sehe ich beides zugleich: Licht und Schatten. Mit der Zeit fühle ich beides: Freude und Schmerz.
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