Lese gerade ein richtig tolles Buch mit dem Titel "Der Sinn des Lebens" von Terry Eagleton (der ist eigentlich ein Professor für englische Literatur und der eine oder andere seiner Texte sind mir bereits im Studium begegnet).
Da das Philosophieren mit Kindern auch immer das eigene Philosophieren voraussetzt, ist dieses Buch eine sehr gute Anregung dazu.
Hier ein paar Kostproben:
Zur Bedeutung von Fragen im Prozeß des Philosophierens:
"Man könnte sogar behaupten, Fragen, nicht Antworten, seien das eigentlich Schwierige. Wir alle wissen, was für Antworten man auf dumme Fragen bekommt. Wer die richtigen Fragen stellt, öffnet möglicherweise einen ganz neuen Kontinent des Wissens, weil sich dadurch zahlreiche weitere Fragen von entscheidender Bedeutung auftun." (S. 18)
Wir als Philosophierende sind der Kommisar und die Realität ist der verstockte Verhörte, köstlich!:
"Und wie ein abgebrühter Gangster rückt auch die Realität nicht spontan und ohne jedes Verhör mit einem Geständnis heraus, Sie antwortet vielmehr nach Maßgabe der Fragen, die wir ihr stellen."
(S. 19)
Das erklärt wunderbar, warum die Antworten auf unsere Fragen unser eigenes Weltbild meist bestätigen. Unsere Fragen stellen wir in unserem eigenen Horizont. Was wir uns nicht denken können, können wir auch nicht fragen und so ist der Gangster "Realität" uns immer mindestens einen Schritt voraus!?
Die Tragödie als eine Frage ohne Antwort (so wie die Frage nach dem Sinn des Lebens vielleicht ohne Antwort bleiben muss):
"In ihren stärksten Ausprägungen ist die Tragödie eine Frage ohne Antwort, die uns bewusst jeden ideologischen Trost verweigert. Sie beweist uns mit jeder Geste, dass dieses Dasein unerträglich für den Menschen ist, und fordert uns auf, für die Qualen eine Lösung zu finden, die mehr ist als bloß Wunschdenken, reformistisches Stückwerk, sentimentaler Humanismus oder ein idealistisches Allheilmittel. Sie zeichnet eine Welt, die dringend der Erlösung bedarf, zugleich legt sie nahe, dass gerade der Gedanke der Erlösung nur ein weiteres Ablenkungsmanöver von dem Grauen sein könnte, das uns versteinern lässt." (S. 25)
Über die Welt nachzudenken ist Teil unserer Art, in der Welt zu sein. (S. 27)
Dieser Satz gefällt mir so gut, weil er kurz und prägnant klarstellt, dass wir zwar von unserer unmittelbaren Situation abstrahieren, die Welt und uns selbst zum Gegenstand des Nachdenkens machen können, dass dies aber nicht bedeutet, dass wir dabei eine abgehobene, unabhängige Warte außerhalb unseres Körpers oder gar der Welt einnehmen könnten.
Doch wie das Feuer ist auch das Abstraktionsvermögen eine zwiespältige Gabe, schöpferisch und zerstörerisch zugleich. Sie erlaubt es uns, über Gemeinschaft nachzudenken, aber auch, die Gemeinschaft als ganze mit chemischen Waffen zu vernichten. (S. 27)
Das steht schon bei Meister Eckhart geschrieben, dass der Intellekt auf zwei entgegengesetzte Arten zu unserem Leben beitragen kann, entweder zur Einsicht in den Zusammenhang (die Interdependenz) allen Lebens oder zur Vertiefung der Trennung.
Zitiert habe ich aus dem Buch Terry Eagleton: Der Sinn des Lebens. - 5. Auflage. Ullstein, 2009.
Da das Philosophieren mit Kindern auch immer das eigene Philosophieren voraussetzt, ist dieses Buch eine sehr gute Anregung dazu.
Hier ein paar Kostproben:
Zur Bedeutung von Fragen im Prozeß des Philosophierens:
"Man könnte sogar behaupten, Fragen, nicht Antworten, seien das eigentlich Schwierige. Wir alle wissen, was für Antworten man auf dumme Fragen bekommt. Wer die richtigen Fragen stellt, öffnet möglicherweise einen ganz neuen Kontinent des Wissens, weil sich dadurch zahlreiche weitere Fragen von entscheidender Bedeutung auftun." (S. 18)
Wir als Philosophierende sind der Kommisar und die Realität ist der verstockte Verhörte, köstlich!:
"Und wie ein abgebrühter Gangster rückt auch die Realität nicht spontan und ohne jedes Verhör mit einem Geständnis heraus, Sie antwortet vielmehr nach Maßgabe der Fragen, die wir ihr stellen."
(S. 19)
Das erklärt wunderbar, warum die Antworten auf unsere Fragen unser eigenes Weltbild meist bestätigen. Unsere Fragen stellen wir in unserem eigenen Horizont. Was wir uns nicht denken können, können wir auch nicht fragen und so ist der Gangster "Realität" uns immer mindestens einen Schritt voraus!?
Die Tragödie als eine Frage ohne Antwort (so wie die Frage nach dem Sinn des Lebens vielleicht ohne Antwort bleiben muss):
"In ihren stärksten Ausprägungen ist die Tragödie eine Frage ohne Antwort, die uns bewusst jeden ideologischen Trost verweigert. Sie beweist uns mit jeder Geste, dass dieses Dasein unerträglich für den Menschen ist, und fordert uns auf, für die Qualen eine Lösung zu finden, die mehr ist als bloß Wunschdenken, reformistisches Stückwerk, sentimentaler Humanismus oder ein idealistisches Allheilmittel. Sie zeichnet eine Welt, die dringend der Erlösung bedarf, zugleich legt sie nahe, dass gerade der Gedanke der Erlösung nur ein weiteres Ablenkungsmanöver von dem Grauen sein könnte, das uns versteinern lässt." (S. 25)
Über die Welt nachzudenken ist Teil unserer Art, in der Welt zu sein. (S. 27)
Dieser Satz gefällt mir so gut, weil er kurz und prägnant klarstellt, dass wir zwar von unserer unmittelbaren Situation abstrahieren, die Welt und uns selbst zum Gegenstand des Nachdenkens machen können, dass dies aber nicht bedeutet, dass wir dabei eine abgehobene, unabhängige Warte außerhalb unseres Körpers oder gar der Welt einnehmen könnten.
Doch wie das Feuer ist auch das Abstraktionsvermögen eine zwiespältige Gabe, schöpferisch und zerstörerisch zugleich. Sie erlaubt es uns, über Gemeinschaft nachzudenken, aber auch, die Gemeinschaft als ganze mit chemischen Waffen zu vernichten. (S. 27)
Das steht schon bei Meister Eckhart geschrieben, dass der Intellekt auf zwei entgegengesetzte Arten zu unserem Leben beitragen kann, entweder zur Einsicht in den Zusammenhang (die Interdependenz) allen Lebens oder zur Vertiefung der Trennung.
Zitiert habe ich aus dem Buch Terry Eagleton: Der Sinn des Lebens. - 5. Auflage. Ullstein, 2009.
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